Fotos: iStock – Believe In Me; Floetenmeyer-Woltmann (2x); W. Heinen; H. Boland
Das geplante Stadtexperiment im kommenden Frühjahr mit der Einrichtung einer Nord-Süd-Fahrradroute und der Verlegung von Parkplätzen ist nur einer von vielen Bausteinen einer Verkehrswende in Neustadt. Weitere Impulse, um eine Mobilitätswende auch im Umland erfolgreich voranzutreiben, gibt der niederländische Stadtplaner Herbert Tiemens am 29. Oktober beim HAZ-Forum unter dem Motto „Mobilität auf dem Land“.
Der niederländische Stadtplaner Herbert Tiemens wird am 29. Oktober beim HAZ-Forum dabei sein.
Tiemens hat Konzepte entworfen, die auch umliegende Gemeinden und Pendelstrecken von bis zu 20 Kilometern bei entsprechender Infrastruktur berücksichtigen. Er weiß, wie man Dörfer und Städte verbindet. Mit seiner 20-jährigen Berufserfahrung in den Bereichen Fahrradpolitik, Stadtplanung und Städtebau hat der Experte Stadtplaner aus Utrecht bereits an diversen Projekten weltweit zugunsten einer höheren Lebensqualität für Bürgerinnen und Bürger mitgewirkt. Besonders beispielhaft aus Utrecht ist die Renaturierung des Stadtgrabens, dem Catharijnesingel.
800 Jahre lang hat die sogenannte Catharijnesingel in Utrecht die Altstadt und das Stadtzentrum miteinander verbunden. Mitte der Siebzigerjahre musste die Gracht einer elfspurigen Schnellstraße weichen. 35 Jahre später hat die Stadt diesen Entschluss rückgängig gemacht: Seit 2010 wurde die Straße zurückgebaut. Heute ist die renaturierte Zone wieder ein beliebtes Naherholungsgebiet mit einer kleineren Straße und guten Radwegen an beiden Ufern.
Mehr Radverkehr, höherer Gewinn
Der Umbau Utrechts inklusive Pendelverkehr ist aber auch aus Effizienzgründen spannend: Binnen fünf Jahren wurden 15,5 Millionen Euro in den Radverkehr investiert, der Gewinn und die Kapitalrentabilität betragen jedoch 250 Millionen Euro – jährlich. Legt man zugrunde, dass alle mit dem Rad gefahrenen Strecken stattdessen mit dem Auto und öffentlichen Personennahverkehr zurückgelegt worden wären, betrug der gesamtgesellschaftliche Nutzen der Fahrradmobilität 735 Euro pro Einwohner im Jahr 2015 – das hat das niederländische Forschungsinstitut Decisio in einer Modellrechnung quantifiziert.
Berechnet wurden die theoretischen Einnahmen- und Ausgaben sowie Effekte, die durch die Verbesserung der Luftqualität, Lärmminderung, Gesundheit und geringere Staukosten entstehen. Radfahrende tragen zudem dazu bei, dass der öffentliche Personennahverkehr weniger subventioniert werden muss.
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