Fotos: Mirko Bartels (2x)

Neustadt bewegt sich – Mobilität neu denken

Die Corona-Pandemie verlangt uns viel ab. Währenddessen hat die Klimakrise nichts an Aktualität verloren. Sie stellt uns sogar vor noch größere Herausforderungen: Eine davon ist klimaneutraler Verkehr.

Der Klimawandel bedroht unsere Zukunft, verursacht Waldsterben, Überschwemmungen, Trockenzeiten und andere Extreme. Um Stadtverkehr CO2-neutral zu gestalten, setzen Städte weltweit daher auf eine Verkehrswende. Wir alle sind  gefragt: jetzt und heute.

Die Region Hannover und die Stadt Neustadt am Rübenberge haben in Kooperation mit der MADSACK Mediengruppe und den Ideenstadtwerken ein multimediales Projekt ins Leben gerufen: Unter dem Motto „Neustadt bewegt sich“ wird Mobilität ab sofort ein Jahr lang neu gedacht und diskutiert. Ideen dazu präsentieren wir auf Sonderseiten, in öffentlichen Diskussionsrunden, bei Events und auf dieser Website – wir befragen Fachleute und lassen die Bürgerinnen und Bürger zu Wort kommen.

Große Herausforderungen für die Flächenkommune

Neustadt schafft neue Konzepte in Sachen Straßenverkehr und Mobilität – eine große Aufgabe bei einer Flächenkommune mit 33 Dörfern rund um die Kernstadt und zahlreichen Querungen über Leine und Bahngleise. „Die besondere Herausforderung besteht darin, den Bewohnern aller Ortsteile eine funktionierende und praktikable Alternative zum privaten Auto anzubieten“, sagt Dominic Herbst, Bürgermeister von Neustadt und Schirmherr der Aktion. „Investitionen in die Infrastruktur sind dafür unabdingbar. Auch der ÖPNV muss nachhaltig und stetig verbessert werden.“ Der Stadtrat hat bereits im September 2019 Entwicklungsziele für die Nachhaltige Mobilität in Neustadt beschlossen, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen. Der Blick in die Vergangenheit beweist, dass auch vor Jahrzehnten schon mutige Pläne verwirklicht wurden: So fuhren in den 70er-Jahren noch Autos auf der Marktstraße, seit 1980 ist  Neustadts Einkaufsstraße verkehrsberuhigte Zone.

Neue Lust am Radeln

Dass klimaneutraler Verkehr keine Vision bleiben muss, zeigt derzeit der Radfahrboom. Auch die Neustädterinnen und Neustädter sollen für kurze Wege öfter das Auto stehen lassen und aufs Fahrrad umsteigen. Für sie gilt es jetzt, die Strecken sicher zu machen. Vor allem an den großen Knotenpunkten in der Stadt, am Bahnhof etwa oder an der Kreuzung von Herzog-Erich-Allee und Leinstraße, müssen Lösungen her, damit selbst Ungeübte gern aufs Rad steigen. Wer über Land fahren will, braucht ein gut ausgebautes Streckennetz. Schulwege und der Weg zur Kita für die Jüngsten müssen höchste Verkehrssicherheit bieten. Hier nimmt Neustadt mit einem neuen Radverkehrskonzept Fahrt auf. Dazu haben Bürgerinnen und Bürger in einem Workshop im März ihre Ideen eingebracht. Erste Veränderungen soll es noch in diesem Jahr geben, kündigt Herbst an.

Neue Konzepte für mehr Lebensqualität

Im nächsten Frühjahr wird die Innenstadt außerdem Schauplatz eines Stadtexperiments: Wo zuvor Lastwagen und Autos das Bild bestimmten und jede Menge Verkehrslärm verursachten, werden höchstens Fahrradklingeln zu hören sein. Dann nämlich sollen probeweise einige Zufahrtsstraßen zur Innenstadt zu Radwegen umgewidmet werden.

Großstädte machen es bereits vor. Pop-up-Radwege funktionieren in München, Hamburg und Berlin und können auch in Neustadt das Radfahren attraktiver machen. Mehr noch: Mit dem Rückgang des Autoverkehrs steigt die Lebensqualität. Davon profitieren Anwohner, Händler und Gastronomen gleichermaßen – so zeigen es die Erfahrungen aus anderen Städten.

„Wir prüfen eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Innenstadt zu entlasten“, sagt Herbst. Fahrradstraßen seien nur eine Variante. Auch weitere Eingriffe in den Straßenverkehr wie Einbahnstraßen seien denkbar und werden eventuell im Stadtexperiment getestet, so Herbst. Seine Vision für Neustadt: „Mehr Fahrrad, mehr Platz für Fußgänger, mehr E-Mobilität, bessere Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel sorgen für eine leise Stadt mit guter Luft und hoher Aufenthaltsqualität.“

43 Teams beim Stadtradeln

Mit einer klugen Verzahnung von Radverkehr, E-Mobilität, öffentlichem Personennahverkehr und ganz individuellen Ideen können die Neustädterinnen und Neustädter zu Verkehrswendern vor Ort werden.Dass die Menschen in der flächenmäßig größten Stadt Niedersachsens Lust aufs Fahrradfahren haben, haben sie bei der Aktion Stadtradeln im Juni einmal mehr unter Beweis gestellt. 494 Teilnehmende in 43 Teams haben dabei fast 90.000 Kilometer zurückgelegt – und so rund 13 Tonnen CO2 eingespart. Ganz vorn dabei: die jüngsten Radler, die Schulteams. Verkehrswende geht alle an: vom Schulkind bis zum Senior.

Übrigens: Coole Stadttouren und spannende Ziele in der Region Hannover bietet die virtuelle Erlebnisausstellung „StadtMensch&FahrRad“ für nachhaltige urbane Mobilität unter www.umsteigenaufsteigen.de. Dazu gibt es viele Tipps für Fahrradfahrer. Wie wäre es etwa mit einem Navi fürs Rad? Wer seine neue Pendelstrecke zur Arbeit noch nicht gut kennt, kann dazu die Bikecitizens-App nutzen.