Fotos: Ideenstadtwerke Neustadt (4x); Jesse Wiebe; iStockphoto.com/1264514392

Ingo Schlei, Leiter Energiewirtschaft und Produktmanagement bei der LeineNetz GmbH, einer Tochtergesellschaft der Ideenstadtwerke Neustadt, spricht über Herausforderungen der Energiewende, Pläne für Neustadt und die eigene Firmenphilosophie.

Energieexperte: Ingo Schlei, Leiter Energiewirtschaft und Produktmanagement bei der LeineNetz GmbH.

Elektromobilität wird künftig nicht nur bei öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bussen und Bahnen eine Rolle spielen, sondern natürlich auch bei privaten Fahrzeugen, angefangen vom Familienauto über E-Roller bis zu Elektrofahrrädern und anderen Mikromobilitätsangeboten. Dazu braucht es Ladepunkte. Wie sieht die Ladesäuleninfrastruktur speziell für Neustadt am Rübenberge künftig aus?
Wir haben in Neustadt einen Riesenvorteil, denn wir haben gerade im ländlichen Raum viel Platz – für Carports und Garagen etwa. Das heißt, dort können Bürgerinnen und Bürger ihre Fahrzeuge laden und jeden Morgen voll aufgeladen starten. Sie haben dann die volle Reichweite zur Verfügung. Dazu kommt das Nachladen während der Arbeit, zum Beispiel auf dem Parkplatz beim Arbeitgeber. Dort stellen Nutzerinnen und Nutzer in der Regel für mehrere Stunden ihr Fahrzeug ab. Darauf haben wir den Fokus gesetzt: auf Wohnbereiche, große Arbeitgeber, Tiefgaragen und Ladeparks.

Das klingt nach einer Mammutaufgabe für die Ideenstadtwerke in den nächsten Monaten.
Ja, das stimmt. Um E-Mobilität in unserer Stadt voranzubringen, haben wir aber hervorragende Produkte wie etwa unsere Leinebox entwickelt. Zudem arbeiten wir mit Hochdruck am Aufbau weiterer öffentlicher Ladeinfrastruktur und der Vereinfachung bei der Usability. Mit unserer Ladebox ist jedes Elektroauto im Handumdrehen geladen.

Wie sieht es mit der Nachfrage nach Ladestationen in Neustadt aus? Welche Rückmeldungen bekommen Sie?
Die Ladesäulen, die wir installieren, sind zurzeit noch nicht ausgelastet. Bei den Zulassungszahlen gibt es noch Luft nach oben, da sind wir bei etwa 150 Fahrzeugen in Neustadt. Diese Zahl behalten wir natürlich im Auge und bauen dann sukzessive nach, sobald der Bedarf steigt. Denn wir müssen Ladepunkte so positionieren, dass Bürger sie effektiv nutzen können, also in Wohngebieten, in der Nähe von Mehrfamilienhäusern, die kein Carport oder keine Garage haben, und bei Arbeitgebern. Wir profitieren von der Nähe zu großen Konzernen wie VW. Werden dort Dienstwagen von Verbrennern auf E-Autos getauscht, ist auch die dazugehörige Infrastruktur mehr und mehr gefragt. Die zu schaffen ist unser Job.

Wie können Sie als lokales Unternehmen Anreize schaffen, dass sich Kunden, die noch schwanken, nun für E-Mobilität entscheiden?
Jeder Kunde, der uns einen Auftrag erteilt, erhält vor der Installation einen kostenlosen Vor-Ort-Check. Das ist eine ganz klare Regel in unserer Firmenphilosophie. Unsere Leinebox haben wir nun seit zwei Monaten auf dem Markt. Dieses Angebot wird sehr gut nachgefragt.

Den Akku bequem zu Hause laden: Mit der Leinebox der Ideenstadtwerke gelingt das im Handumdrehen.

Wir haben außerdem die Antworten rund ums Thema Fördermöglichkeiten. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle  (BAFA) fördert beispielsweise jede Wallbox mit 900 Euro (mehr Infos hier) . Außerdem arbeiten wir bevorzugt mit Handwerkern aus der Region zusammen. Damit halten wir die Wege kurz und sorgen dafür, dass das Geld vor Ort bleibt.

Wie halten die Ideenstadtwerke es im eigenen Haus? Wann ist Ihr Unternehmen klimaneutral? Und wie engagieren Sie sich über Ladepunkte hinaus für das Thema Energiewende?

Wir versorgen Neubaugebiete nicht mehr mit Gas, sondern mit kalter Nahwärme. CO₂-neutrales Klimaviertel ist unser Schlagwort. Wir bauen gerade den größten Erdkollektor Niedersachsens mit mehr als 15.600 Quadratmetern Kollektorfläche. Das ist definitiv ein sehr großes Vorhaben, worüber wir das ganze Quartier mit Sole-Wärmepumpen versorgen. Wir selbst setzen auf Solaranlagen, die wir auf unseren Gebäuden installiert haben – etwa auf dem Balneon, unserem Hallen- und Naturfreibad, – um unsere eigenen Emissionen zu senken. Dort wird der gesamte Eigenenergiebedarf durch nachhaltige Solarenergie gedeckt. Bei Modernisierungen achten wir zudem extrem auf Wärmedämmung. Einen weiteren wichtigen Schritt gehen wir beim Stichwort Digitalisierung.

Tut sich bei den Ideenstadtwerken auch etwas in Sachen E-Mobilität?
Ja, natürlich. Bereits jetzt nutzen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter E-Autos als Dienstwagen. Wo es geht, stellen wir unsere Fahrzeugflotte auf Elektromobilität um. Das spart neben CO2 auch Wartungskosten. Dank zahlreichen Ladepunkten auf dem Firmengelände sind die Fahrzeuge jederzeit einsatzbereit.

Interview: Jan Sedelies

Die Ideenstadtwerke Neustadt rüsten um: Schritt für Schritt sollen im Fuhrpark des Unternehmens Fahrzeuge mit Verbrennermotor gegen Elektrofahrzeuge ausgetauscht werden.

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